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Maßrahmen
Warum sollte man einen Rahmen auf Maß kaufen? Eine gute Frage, auf die es keine simple, plakative Antwort gibt.
Also fragen wir einmal andersherum: Warum sollte ich mir keinen Rahmen auf Maß kaufen? Hier kommt die Antwort meist wie aus der Pistole geschossen: Die sind so teuer! Fällt Ihnen noch eine Antwort ein? Mir auch nicht. Alles andere spricht eigentlich für einen Rahmen auf Maß.
Und um die einzige Antwort mal etwas zu relativieren: Ein Maßrahmen der absoluten Oberklasse, konstruiert und gebaut von jemandem, mit dem man persönlich reden kann, der so einiges Wissen und Können und manche Jahre Erfahrung in jeden einzelnen Rahmen einbringt, liegt in derselben Preisklasse wie die Topmodelle der guten großen Hersteller. Das ist nicht billig, aber man bekommt auch einen Gegenwert.
Aber eigentlich suchen wir ja Antworten auf die erste Frage:
Weil ein Maßrahmen perfekt zu den Körperproportionen des Fahrers paßt: Das macht viel aus. Und trotzdem werden dort die meisten Kompromisse gemacht. Genauso wenig wie es Sinn macht, sich den Superleichtsattel zu kaufen, wenn man nicht vernünftig darauf sitzen kann, macht es Sinn, sich ein Rad zu kaufen, das nicht optimal paßt. Die einhundert gesparten Gramm des Superleichtsattels können es nicht wettmachen, wenn der Hintern brennt. Das leichteste Carbonrad ist nicht viel wert, wenn es nicht paßt. Dann macht es nicht schneller, sondern langsamer. Ein gewisser Komfort macht nicht langsamer, sondern schneller. Und wenn es nicht darauf ankommt, schnell zu sein, fährt man mit Komfort aufmerksamer, streßfreier und eben komfortabler.
Weil ein Maßrahmen passend für den gewünschten Einsatzzweck und Fahrstil gebaut ist: Das wird oft übersehen. Oft werden von der Stange gekaufte Räder dem Einsatzzweck angepaßt, was dann meist mit Kompromissen verbunden ist. Nutzt man ein Rennrad zum Beispiel auch mal für Mehrtagestouren, sollte sich ein Sattelstützengepäckträger montieren lassen. Oder wozu sollte ich in einen Mountainbikerahmen mit Federgabegeometrie eine superlange Starrgabel einbauen, wenn ich einen Rahmen haben könnte, der für eine Starrgabel gemacht ist und wo die perfekt passende Gabel dabei ist? Meist geht bei Produktionsrahmen zum Beispiel geringes Gewicht mit betont sportlicher Geometrie einher. Und andersherum: Es gibt kaum wirklich gute Räder, die sich mit Schutzblech und Gepäckträger zum Brötchenholen eignen. Nicht jeder, der ein perfektes, leichtes Rad möchte, möchte damit Rennen gewinnen.
Weil ein Maßrahmen das Fahrverhalten aufweist, das man mag: Das Fahrverhalten wird nicht nur von der Geometrie bestimmt, sondern auch vom Material und der Ausführung. Ein Maßrahmen kann so gebaut werden, daß das gewünschte Verhalten herauskommt. Das schönste Rad ist nicht viel wert, wenn es nicht so fährt wie es soll.
Weil ein Maßrahmen auch den Geschmack des Fahrers trifft: Die oben genannten Punkte addieren sich ja nur zum perfekten Rad, wenn auch Stil und Optik gefallen. Es ist ja nicht egal, wie ein Rad aussieht. Dabei ist natürlich zu bedenken, daß ein Maßrahmen ja an sich schon ein bestimmter Stil ist, zu dem die Optik passen muß. Deshalb ist die Optik meist zurückhaltender und zeitloser und erschließt sich erst auf den zweiten Blick voll. Ein Produktionsrahmen muß ja modisch und ein wenig marktschreierisch sein, da er in der langen Reihe der beim Händler stehenden Räder auffallen soll.
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